Ein Review von Carlito Brigante
Die allein erziehende Mutter Odette arbeitet in der Kosmetikabteilung eines großen Einkaufszentrums, erzieht liebevoll ihre zwei pubertierenden Kinder und führt alles in allem ein eher unscheinbares Leben. Doch es gibt zwei Dinge, die ihren Alltag erhellen – die Lieder von Josephine Baker und die Liebesromane von Balthasar Balsan. Endlich kann sie eine seiner Lesungen besuchen und ihm sagen, wie glücklich sie seine Bücher machen. Vor lauter Lampenfieber bekommt sie den Mund nicht auf und der verwöhnte Mann interessiert sich sowieso nicht wirklich für seine treuen Leserinnen. Doch dann zerfetzen die Kritiker sein neues Buch, im Zuge dessen verlässt ihn seine hübsche, kaltherzige Frau und der verschmähte Künstler verfällt in eine tiefe Depression. Da findet er einen Brief von seinem größten Fan wieder – Odette -, steht plötzlich er an ihrer Tür und lernt Liebe, Warmherzigkeit und Lebensfreude neu kennen… |
![]() |
|
Das Bild könnte so gut sein, wäre da nicht das kleine Schärfeproblem. Es fehlt leider das letzte Quäntchen an Detaildarstellung und Kantenschärfe. Farben und Kontrast sind aber gut, sprich: kräftig, natürlich und ausgewogen. Die Kompression bleibt unauffällig und es gibt keinerlei Artefakte. Dafür gibt es ein dezentes Bildrauschen, welches aber nur in wenigen Szenen bemerkbar ist.
8 von 10 Punkten
Die Tonspuren liegen in DD 5.1 vor. Beide Versionen haben ihre Frontlastigkeit gemeinsam. Der Film ist stark dialoglastig und die Musikeinlagen sowie Nebengeräusche können nur wenig an der Dominanz der vorderen Lautsprecher ändern. Die französische Originalfassung klingt insgesamt aber ein bisschen kräftiger, natürlicher und runder. Es gibt optionale deutsche Untertitel.
8 von 10 Punkten
Die Extras bestehen aus einem Interview mit Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt (ca. 21 min) und einem Making of (ca. 24 min). Es wird vervollständigt durch einen Trailer.
4 von 10 Punkten
Technisches Fazit: 8 von 10 Punkten
ODETTE TOULEMONDE (Frankreich/Belgien, 2007) ist das Regiedebüt des Schriftstellers Eric-Emmanuel Schmitt (Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran; Oskar und die Dame in Rosa) nach einem Originalscript, welches er später nachträglich zu einer Buchgeschichte umschrieb. Inspiriert durch einen wahren Vorfall in Deutschland, genau gesagt Rostock, schuf Schmitt einen ebenso zauber- wie märchenhaften Film, der mit einer charmanten Leichtigkeit daherkommt und erfrischend anders ist. Stellenweise erinnert ODETTE TOULEMONDE vielleicht an Jean-Pierre Jeunets Geniestreich LE FABULEUX DESTIN D’ AMELIE POULAIN (Die fabelhafte Welt der Amélie), aber das stimmt nur ansatzweise. Gemeinsam ist zwar die Leichtigkeit und die Naivität ihrer Hauptfiguren, aber AMELIE ist eine zuckersüße und dennoch niemals kitschige Phantasmagorie, ein visuelles Feuerwerk an Ideen, während ODETTE TOULEMONDE dagegen zurückhaltender und geradezu realistisch daherkommt. Die einzigen „abgehobenen“ Momente sind jene, wenn die titelgebende Odette Toulemonde gedankenverloren in die Welt ihrer Bücher eintaucht, bevorzugt von ihrem Lieblingsautor Balthazar Balsan. Dann verliert sie ihre normale Umgebung aus dem Blick und schwebt, im wahrsten Sinne des Wortes, in die Höhe. Sie verliert den Bodenkontakt und befindet sich in einer anderen, ihrer eigenen Welt. Auch wenn Odette sonst im Leben schon eine Frohnatur ist, trotz widriger Umstände, durch das Lesen ist sie noch viel glücklicher. Mit der Schauspielerin Catherine Frot wurde die Rolle kongenial besetzt. Sie verkörpert perfekt die einfache, schlichte, nicht mehr ganz junge und dennoch höchst liebenswerte Odette Toulemonde. Die Leichtigkeit ihres Spiels, ihr Charme und ihr Strahlen verschafft ihr eine ungeheuer sympathische Präsenz. Wem sie vorher noch nicht wirklich im französischen Filmgeschäft aufgefallen ist, ab jetzt wird sie eine größere Rolle spielen. An ihrer Seite agiert Albert Dupontel, der erfolgreich gegen den Strich besetzt wurde. Er macht als verzweifelter Autor in der intellektuellen Krise eine gute Figur. Zusammen ergeben sie ein ungewöhnliches Leinwandpaar, welches sich wohltuend von den Gelackten anderer Werke abhebt. Wer sich von den Gesangseinlagen oder unverhofften Tänzen nicht stören lässt – die manchmal etwas zu lang oder zu viel des Guten sind, aber zum Glück noch recht ordentlich die Kurve kriegen – bekommt einen außergewöhnlichen Film wie ihn wahrscheinlich nur die Franzosen machen können. Leicht, aber nicht seicht, mit Tiefe, aber ohne triefendes Melodrama, vergnügt und vor allem charmant.