Ein Review von Markus Sellmann
Zehn Jahre sind vergangen, seit Special Agent Clarice Starling sich auf nervenaufreibende Gespräche mit dem kannibalischen Psychiater Dr. Hannibal Lecter einließ, um den Serienmörder „Buffalo Bill“ dingfest zu machen. Sie schaffte damit den erhofften Karrieresprung, während Lecter damals eine spektakuläre Flucht gelang. Doch Clarices Karriere erhält einen merklichen Dämpfer, als eine von ihr geleitete Verhaftung in einem Blutbad endet. Hannibal hingegen hat unter dem Namen Dr. Fell den begehrten Posten des Kurators der Palazzo-Capponi-Bibliothek im berühmten Palazzo Vecchio in Florenz ergattert. Aber auch seine ruhigen Tage scheinen gezählt, denn längst ist nicht mehr nur das FBI hinter ihm her. Einen weit mächtigeren und unberechenbareren Feind hat der geniale Kannibale in einem seiner ehemaligen Opfer: Mason Verger, einziger Erbe eines gewaltigen Viehzucht-Imperiums, will Lecter um jeden Preis zur Strecke bringen, seit dieser ihn dazu brachte, sein Gesicht in Stücke zu schneiden und den Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Nun hat Verger ein immenses Kopfgeld auf seinen Peiniger ausgesetzt, das gierige Polizisten ebenso reizt wie korrupte Justizbeamte. Als Dr. Lecter sich mit einem Brief bei Clarice meldet und Verger davon erfährt, kommt dem entstellten Milliardär schließlich eine perfide Idee: Er will Lecter fangen, indem er Clarice als Köder einsetzt… |
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Hier erwartet uns ein fast perfektes anamorphes Bild. Die Farben und der Kontrast sind ausgesprochen gut gelungen. Selbst in dunkleren Szenen sind selbst nich feinste Farbnuancen und Grauabstufungen sichtbar. Insgesamt ist die Farbabstimmung sehr kühl gehalten und paßt gut zu den edel durchgestylten Einstellungen. Auch die Gesamtschärfe ist sehr gut, ihr fehlt aber im Detail der letzte Schliff. Das fällt in erster Linie bei Nahaufnahmen der Gesichter auf, die bisweilen etwas weich wirken. Wahrscheinlich hängt dies mit der ansonsten guten Kompression zusammen, die immerhin mit vier Tonspuren fertig werden muß. Artefakte und Dropouts sind mir nicht aufgefallen, was ja auch bei einer derart neuen Vorlage nicht weiter verwunderlich ist. Dieser Transfer ist, bis auf den kleinen Ausreißer mit der Detailschärfe, alles in allem eine Augenweide und bringt das gediegene optische Ambiente des Filmes angemessen zur Geltung. Hier ist BMG nur knapp an der Höchstwertung vorbeigerauscht…
9 von 10 Punkten
Normalerweise erwartet man von einem Thriller eher eine frontlastige Abmischung, die durch Dialoge aus dem Center geprägt ist. Nicht so bei “Hannibal”. Hier kann man wirklich eine tolle weiträumige Klangkulisse erleben. Es gibt zwar, bis auf die hervorragend abgemischte Fischmarktszene, nicht so viel an spektakulärem Effektgewitter, dafür aber ein äußerst natürliches Klangpanorama. Natürlich spielen sich die Stimmen in erster Linie auf dem Center ab, doch klingen sie sehr authentisch, voluminös und dreidimensional. †berzeugend ist auch der Anteil an Umgebungsgeräuschen abgemischt worden. Es wimmelt nur so von kleinen, feinen Geräuscheinlagen, die aus allen Ecken des Zimmers kommen und ebenso zum natürlichen Klangeindruck des Geschehens beitragen. Man ist hier wirklich mittendrin. Dazu kommt das Hans Zimmer mal wieder einen hervorragenden Musicscore geschrieben hat, der ausgezeichnet in den Gesamtsound eingearbeitet wurde und sich auch wohltuend räumlich auf alle Speaker verteilt. Die Tonspuren liegen in Deutsch und Englisch laut den Angaben auf der Verpackung in Dolby Digital 5.1 EX und DTS ES 6.1 Discrete vor. Doch erkennt der Player das DTS Flag nicht und gibt “nur” die matrixcodierte Variante von DTS ES wieder. Das tut aber dem superben Mix keinen Abbruch. Die Unterschiede zwischen den beiden Tonsystemen sind minimal und eigentlich kaum der Rede wert. Sowohl Dolby Digital als auch DTS klingen sehr überzeugend. “Hannibal” ist mal wieder der Beweis dafür, daß ein Referenzton nicht unbedingt donnern und krachen muß. Bravo BMG!
10 von 10 Punkten
Zunächst muß man wohl ein paar Anmerkungen zur edlen Aufmachung der Special Limited Edition verlieren. Wie so häufig bei besonderen Releases in der letzten Zeit, hat man sich, was die Verpackung anbelangt, hier richtig in«s Zeug gelegt. Auch hier kommt wieder das immer beliebter werdende faltbare Digipack zum Einsatz, welches, ähnlich wie bei “Sieben – Paltinum Edition”, den Anschein eines Tagebuches vermitteln soll. Das ganze findet Halt in einem hochglanzlackierten Pappschuber. Die DVDs selber sind, passend zur blutigen Thematik, auf der Datenseite mit rotem PVC-Lack überzogen worden. Das macht alles einen sehr wertigen und edlen Eindruck und ist eine Zierde für jede ambitionierte DVD-Sammlung. Kommen wir zu den inhaltlichen Aspekten des Bonusmaterials. Das 2er DVD Set beinhaltet auf der einen Scheibe den Film inclusive dem Audiokommentar von Ridley Scott. Dieser ist leider nicht untertitelt. Weder in Deutsch noch in Englisch. Dahingegen ist die O-Tonfassung aus lizenzrechtlichen Gründen mit Zwangsuntertiteln versehen. Auf der zweiten DVD finden wir sehr umfangreiches Bonusmaterial. Doch unverständlicherweise, bei einem Release dieser Größenordnung, ist hier keine Untertitelung zu finden. Man muß sich also ganz auf seine Englischkenntnisse verlassen. Diese Kenntnisse vorausgesetzt, kann man hier nach Herzenslust in Extras schwelgen. Da wäre zunächst einmal das 75 minütige Making Of “Das Schweigen wird gebrochen”. Hier kommen, bis auf Autor Thomas Harris, alle maßgeblich Beteiligten zu Wort und schildern ausführlich alle Details von der Entstehung, über die Produktion bis hin zur Uraufführung und After-Show-Party. Ein Making Of das ganz offensichtlich in Hinsicht auf eine spätere DVD-Auswertung produziert wurde. Einfach klasse! Auch wie für das Medium geschaffen sind drei Multi Angle Specials, die sich in vier Kameraperspektiven mit der Fischmarktszene, mit dem Vergleich von Storyboard und fertigem Film im Menüpunkt “Ridleygramme” und der Entstehung der Eröffnungssequenz beschäftigen. Daneben kann man 14 Deleted Scenes mit optionalem Audiokommentar, wobei hier auch ein alternatives Ende angeboten wird, in aller Ausführlichkeit bewundern. In der “Marketing-Galerie” findet man neben den deutschen und amerikanischen Kinotrailern auch die Teaser, TV-Spots, eine Fotogalerie und unterschiedliche Poster-Konzepte. Außerdem findet man noch einen Promotion-Trailer für MGM/Fox-DVD “Das Schweigen der Lämmer” hier vor. Abgerundet wird das Ganze noch durch Produktionsnotizen und Texttafeln zu Cast & Crew. Wäre da nicht der Stolperstein mit den Untertiteln gewesen hätte ich hier relativ entspannt zu einem Award greifen können. Doch so gibt es hier zwar die volle Punktzahl für den Umfang, aber für einen Award fehlt eben dieses letzte Quäntchen…
10 von 10 Punkten
Technisches Fazit: 9 von 10 Punkten
Die Geister scheiden sich mal wieder bei diesem Film. Den einen ist er zu plakativ und orientiert sich zu wenig an seinem Vorgänger, die anderen sind von der Dramatik und der stilsicheren Umsetzung des Buches begeistert. Ich denke man sollte den Film losgelöst von “Das Schweigen der Lämmer” betrachten. Denn wir haben es hier nicht mit einem psychologischen Thriller zu tun. “Hannibal” ist vordergründiger, weniger subtil und konzentriert sich viel mehr als im “Prequel” auf den Charakter des Dr. Hannibal Lecter, der dort zwar auch wichtig, aber nicht im Zentrum des Geschehens war. “Hannibal” ist von etwas konventionellerer Machart, was den Film aber keineswegs abwertet, ihn jedoch auch gegen die Vielschichtigkeit eines Genreklassikers wie “Das Schweigen der Lämmer” herankommen läßt. BMG hat sich viel Mühe mit diesem Release gegeben. Das Bild ist nahezu perfekt und der hervorragend realistisch wirkende Digitalton kann vollends überzeugen. Das Bonusmaterial wird an Information und Fülle nur von ganz wenigen Titeln noch überboten, so daß ich auch hier geneigt war die Höchstnote zu vergeben, wenn da nicht der Schönheitsfehler mit den Untertiteln gewesen wäre. Doch trotzdem ist diese Special Limited Edition jede Mark wert und ein ganz heißer Kauftip!