Ein Review von Dennis Meihöfer
Im königlichen Reichskrankenhaus von Kopenhagen, dem größten Hospital Dänemarks, passieren merkwürdige Dinge. Frau Drusse, eine lokale Miss Marple mit Hang zum Spirituellen, hat Kontakt mit dem Geist der kleinen Mary aufgenommen. Der neue Oberarzt Dr. Helmer aus Schweden muss eine verpfuschte Operation vertuschen, während seine verhassten dänischen Kollegen ganz andere Sorgen plagen. Chefarzt Moesgaard hat schon mal Aufkleber für die Image-Kampagne “Operation Morgensonne” gedruckt, während sein noch studierender Sohn einen abgetrennten Kopf sucht, mit dem er eigentlich nur kurz seine Flamme beeindrucken wollte. Chefpathologe Bondo hat endlich eine Lösung gefunden, wie er die schwer angegriffene Leber eines Patienten für seine Forschungszwecke retten kann. Und im Keller des Hospitals, das auf einem alten Friedhof gebaut wurde, betreibt Stationsarzt Haken ein lukratives Nebengeschäft mit der Kokainherstellung aus alten Augentropfen. “Geister” ist eine spannende, schaurige und witzige Mischung aus Krankenhaus-Melodrama, Soap-Opera, Slapstick-Komödie, Krimi und Horrorfilm, wie sie nur von Lars von Trier kommen kann. Die Serie zeichnet sich auch durch ihren visuellen Stil aus: Die Kombination aus langen Kamerafahrten und dokumentarischer Handkamera nimmt die wesentlichen Elemente der Dogma-Bewegung vorweg, der Ende der 90er die Filmlandschaft mit Werken wie “Das Fest” aufwirbelte. |
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RIGET, so heißt die Serie im Original, drehte der Regisseur Lars von Trier entgegen der Normen in einer eigens stilisierten Technik, oft mit verwackelter Kamera auf grobkörnigem, lichtempfindlichem Filmmaterial. Dieser Look bietet hierdurch eine visuell interessante Optik. Dementsprechend kann man das Bild nicht mit herkömmlichen Filmen/Serien vergleichen. Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Transfer sehr verrauscht ist. Zwischen den einzelnen Szenen schwankt es zwischen befriedigend und mangelhaft; wird aber leider nie richtig gut. Die oft sichtbaren Artefakte liegen am Ursprungsmaterial und nicht an der Bitrate, die sich mit durchschnitlich um die 6 Mb/sec. gut aus der Affäre zieht. Durch die eingesetzten Grau- und Rot-Töne sind die Farben in ihrer Intensität gedämpft und wirken kühl und düster. Helle Aufnahmen leiden oft zum Überstrahlen, während der Kontrast ein kräftiges Schwarz liefert, dass allerdings viele Details verschluckt. Die Schärfe erreicht nur selten eine befriedigende Qualität. Meist wirkt alles etwas unscharf. Dropouts tauchen die ganze Serie über in leichter Form auf. Das alles klingt im Grunde katastrophal und würde bei einem normalen Film auch zu einer entsprechenden Bewertung führen. Nur handelt es sich hierbei um ein Stilmittel des Regisseurs, das gut zu der Serie passt, mit dem sich sicher nicht jeder anfreunden kann; versuchen sollte man es aber zumindest. Technisch hat Koch Media gute Arbeit geliefert. Bis auf einen kleinen digitalen Fehler von einer knappen Sekunde bei Minute 02:49 in der ersten Episode, gibt es nichts zu kritisieren. Solidarisch gibt es…
6 von 10 Punkten
Der deutsche DD 2.0 (Stereo) Ton bietet eine gute Stimm- und Scorewiedergabe. Ein leichtes Rauschen ist vorhanden, stört aber so nicht weiter. Im Vergleich zum dänischen Ton, welcher ebenfalls in DD 2.0 (Stereo) vorhanden ist, fällt auf, dass die Geräuschkulisse leiser und steriler abgemischt wurde. Dafür ist der Originalton dumpfer und leidet an einem stellenweise auftauchenden hohen Pfeifton. Dieser ist für einige Minuten vorhanden und verschwindet dann wieder. Kein Weltuntergang, aber trotzdem etwas schade. Einige Szenen in der deutschen Tonspur sind im dänischen Original belassen. Das liegt daran, dass die Serie damals in einer anderen Schnittfolge ausgestrahlt wurde und dabei einige Szenen entfernt wurden. Gerüchteweise existiert aber eine nachträglich mit den Originalsprechern angefertigte Synchronisation für diese Szenen. Ob es nun stimmt, kann leider nicht überprüft werden. Interessant ist auch die Tatsache, dass in der achten Episode bei uns Szenen zu sehen sind, die im dänischen Original fehlen. Diese sind in den Minuten 20:21 – 20:29, 31:45 – 31:58, 46:39 – 46:46 sowie 77:20 – 77:47 zu finde. Für diese 55 Sekunden liegt nur eine deutsche Tonspur vor. Insgesamt wird uns eine solide Stereo Tonspur geliefert, die zwar nicht optimal ist, aber zufrieden stellt.
5 von 10 Punkten
Verteilt auf alle DVDs gibt es zu einigen ausgewählten Szenen einen Audiokommentar mit Lars von Trier (Regisseur), Niels Vorsel (Produzent) und Molly Stensgard (Cutter). Mit einer Laufzeit von fast 101 Minuten gibt es durchaus einige informative Dinge zu hören, auch wenn es etwas interessanter sein könnte. Auf der ersten DVD befinden sich neben den DVD Credits die Behind the Scenes (ca. 24 Minuten). Gemischt mit Aufnahmen von den Dreharbeiten, kommen hier einige der beteiligten Personen zu Wort und erzählen über die Produktion. Making of wäre die bessere Bezeichnung gewesen. Die zweite DVD beinhaltet den Kingdom Trailer, einen Saunaspot, sowie sieben kurze Werbespots mit Ernst Hugo Järegard (alles zusammen: ca. sieben Minuten). Auf DVD Drei befindet sich ein Portrait von Lars von Trier. Dieses fast 40 Minuten lange, interessante Interview, geht auf seine Person und seine Filme ein. Neben den Behind the Scenes das beste Extra. Abgerundet wird das Bonusmaterial auf der vierten DVD durch das The Shiver Musikvideo, The Shiver Blooper (jeweils ca. zwei Minuten), sowie dem neu produzierten Udo Kier Special – ein Interview von ca. acht Minuten Länge. Für alle Extras gibt es, wie für die einzelnen Episoden, wahlweise deutsche Untertitel. Das Bonusmaterial ist zusammengerechnet etwa 184 Minuten lang, wobei alles untertitelt und dabei auch noch recht interessant ist. Viel mehr hätte man nicht machen können. Das schöne und stabile Digipak rundet das Paket ab – Klasse!
8 von 10 Punkten
Technisches Fazit: 6 von 10 Punkten
GEISTER, THE KINGDOM oder RIGET: Egal wie man die Serie nun nennt, ihre Qualität ist überragend. 1994 und 1997 gedreht, besticht sie durch klasse Gruseleffekte, eine spannenden Geschichte, geniale Darsteller (Weltklasse: Ernst Hugo Järegard) sowie die interessante Kameraarbeit. Lars von Triers Serie schlug so gut ein, dass sogar Stephen King, der Horror-Papst höchstpersönlich, ein Remake drehte. Jedem, den der visuelle Anti-Mainstream-Stil nicht abschreckt, kann sich auf spannende 580 Minuten freuen. Ein eindeutiger Kauftipp! Eine klasse DVD. Das Bild ist zwar gewöhnungsbedürftig und aus heutiger Sicht schlecht, allerdings ist es so gewollt gedreht worden. Mit dem Ton kann man zufrieden sein und die Extras sind klasse. Herz erfreut, was willst du mehr…