Ein Quickie von Marcus Kampfert
Unsere Wertung: 
Es sollte ein erholsamer Bootstörn werden, eine unbeschwerte Urlaubsreise mit der Yacht von Neuseeland nach Fidschi – doch die Reise endet in Chaos und tiefer Verzweiflung. Sechs Freunde machen sich bei traumhaftem Wetter auf den Weg durch den Pazifik. Mitten in der Nacht, im Inneren einer seltsamen Nebelbank, stoßen sie auf einen mysteriösen Fischkutter, dessen einziger Passagier augenscheinlich schwer verletzt ist. Als sie den Fremden aufnehmen, ahnt jedoch keiner der Freunde, dass sie sich damit einen Teufel in Menschengestalt an Bord geholt haben, einen uralten Dämon, der auf Rache sinnt. Einen nach dem anderen wird er sich holen, und in den Weiten des Ozeans verhallen alle Schreie ungehört. Am Ende der Reise ist eines gewiss: Jeder muss den Fährmann bezahlen, und sein Preis ist hoch...
THE FERRYMAN ist einer der unendlich vielen Horrorschinken, die in der Nachlese zum alljährlichen Fantasy Film Fest (FFF) auch auf die Heimkinobesitzer losgelassen werden. Immerhin sagt man dem Festival nach, dass dort oft innovative und durchaus gelungene Genrefilme präsentiert werden, die vom Publikum meist mit hohem Zuspruch bedacht werden. Nun ja, bedingt darf man sicher auch THE FERRYMAN zu den unterhaltsameren dieser Sorte zählen, wenngleich die Ausleihe anstatt der Kinokarte sicherlich angebrachter ist.
Fatal wirkt sich zunächst die Storyzusammenfassung auf den Zuschauer aus, da hier dadurch von vollkommen falschen Voraussetzungen ausgegangen wird. Denn nicht der uralte Dämon (der „Fährmann“) metzelt auf der Luxusjacht alle ohne Aussicht auf ein Entkommen nieder, sondern die Seele eines Verbrechers, die mit Hilfe eines antiken, okkulten Dolches in der Lage ist, den Körper zu wechseln und damit Besitz von ihm zu ergreifen (dadurch flüchtet er nämlich seit geraumer Zeit erfolgreich vor dem Fährmann, der für die Überfahrt der Seele ins Reich der Toten bezahlt werden will). Natürlich muss der Körper durch den Dolchstich zunächst sterben, um Sekunden später mit der „neuen“, mörderischen „Seele“ wieder aufzuerstehen. So weit, so fantasievoll. Etwas Irritierendes hat der Plot aber schon: Warum will die gescholtene Seele nicht „bezahlen“ – ist es die Angst vor der Hölle? Nun, genau dies erschließt sich leider nicht aus dem Gezeigten und gehört damit zu den Rätseln des Streifens.
Letzten Endes unterhält der Film im Intro und dann wieder ab der Fahrt durch den Nebel. Dazwischen gibt es das langweilige Partytreiben der vermeintlichen Opfer auf ihrer Yacht in wunderschönen Aufnahmen zu sehen (übrigens nicht viel anders als zum Beispiel in OPEN WATER 2). Hiermit versucht man den Figuren so was wie Leben und Harmlosigkeit einzuhauchen, was im ersteren Fall nur ansatzweise gelingt. Sobald sich die netten Urlauber aber in den dämonischen Mörder verwandeln, zeigt sich die Schauspielkunst und -lust der Darsteller. Natürlich überzeugt am meisten der gestandene B-Mime Jonathan Rhys-Davies, aber auch die anderen Kollegen haben hier ihre besten Momente. Gore und Splatter erwartend zeigt sich der Streifen zwar durchaus nicht blutleer, aber doch als eher harmloser Vertreter des Genres. Ein kleines Highlight ist der Fährmann, der jedoch zu wenig Screentime bekommt und der Maske nach an Freddy Krueger erinnert. Zwar ist der Film selten einfallsreich und macht etwas wenig aus der interessanten Ausgangsposition, hat aber seine sehenswerten Minuten und darf daher zwischendurch ohne schlimme Nebenwirkungen ruhig mal konsumiert werden.
Die Technik der DVD aus dem Hause Legend präsentiert sich ein bisschen durchwachsen. Das Bild ist zwar rauscharm, zeigt aber gelegentlich leichte Unschärfen und dürfte etwas kräftiger in Farb- sowie Kontrastgebung sein. Tonal mag man bis auf die gelegentlich unglückliche Scoreauswahl zufrieden sein, denn spannungsfördernde Umgebungsgeräusche sowie die stimmungsvoll räumliche Musikwiedergabe gefallen. Das interessanteste Extra sind erstaunlicherweise die insgesamt 31 Minuten dauernden Interviews mit Cast und Crew, die hier weit mehr als nur die üblichen Storyfetzen und gegenseitigen Beweihräucherungen zu Tage fördern. Ganz frei davon sind sie freilich aber auch nicht. Der Rest sind kleine Spielereien aus dem Electronic Press Kit, welche allenfalls ansatzweise informativ sind. Neben zweier kurzer Featurettes zu Setdesign & Make-up sowie dem Dreh mit John Rhys-Davies (jeweils unter fünf Minuten) plus einer unkommentierten B-Roll mit nicht zusammenhängenden Szenen vom Set gibt es noch den Filmtrailer wahlweise in Deutsch oder Englisch sowie eine knappe Einführung von Regisseur Chris Graham. Der von ihm kredenzte Storyabriss entstammt allerdings den Interviews und wurde nur um Filmausschnitte erweitert. Die obligatorische Trailershow des Anbieters beschließt das Material von respektablem Umfang. Die Menüs bieten teilweise Animationen und Musikuntermalung, Film sowie Extras sind untertitelbar. |